Die Reiterhand sollte immer fühlend nach vorwärts sein. Niemals darf sie den Vorwärtsdrang des Pferdes behindern oder den Pferdekopf in eine Position zwingen. Die Hände fragen lediglich freundlich bis die gewünschte Formgebung auf entspannte Art und Weise erreicht ist. Maximal zwei Gramm Backpulver sollte in der Hand an Gewicht zu spüren sein. Je mehr Gewicht Sie in Ihrer Hand spüren desto weniger aktiv ist die Hinterhand.

Versammlungsfähigkeit entwickelt sich in kleinen Reprisen. Die ersten Schritte, Tritte oder Sprünge am aufgenommenen Zügel dauern wenige Meter. Das Pferd darf sich wieder dehnen bevor der Zügel wiederum ein kurzes Stück aufgenommen wird. Den Zügel zu lange Strecken aufzunehmen erzeugt Widerstände und lässt die Muskulatur übersäuern. Das An- und Abspannen des Muskels ist die Grundlage für einen funktionierenden Muskelstoffwechsel. Zu langes Anspannen sprich zu langes Aufnehmen des Zügels führt zur Verkrampfung.

Die Hand bleibt immer vor dem Sattel. Mir ist es ein großes Anliegen den Blick meiner Schüler zu schulen. Schauen Sie sich Reiter und Pferd in der Bewegung an. Schauen Sie dem Pferd ins Gesicht. Hat das Pferd einen zufriedenen Gesichtsausdruck? Sind die Bewegungen fließend oder hält sich die Muskulatur irgendwo fest? Achten Sie besonders auf den Bereich der Lendenwirbelsäule. Besonders häufig sieht man dort festgehaltene angespannte Muskeln. Lassen Sie sich nicht von Formal-Qualifikationen oder Erfolgen Ihres Ausbilders beeindrucken, sondern denken Sie aktiv mit und verlassen Sie sich auf Ihr Gefühl und Wissen.

Egal nach welcher Reitweise ausgebildet wird: Eine Reiterhand darf niemals rückwärts einwirken. In Richtung der Oberschenkel einwirkende Hände des Reiters sind immer falsch. Die Hand des Reiters ist eher wie ein feines Sieb, welches den Schwung der Hinterhand abfängt und das Pferd auf freundschaftliche und entspannte Art und Weise formt.

 

Andrea Lipp, März 2014