Eine Gruppe steht an der Bande und redet schlecht über das was in der Bahn geschieht. Alltag in vielen Reitställen.
Warum liegt es im Menschen, dass er über das was anders ist oder was er nicht versteht schlecht redet? Warum können verschiedene Gruppen und dies bezieht sich nicht nur auf die Pferdewelt, nicht friedlich nebeneinander bestehen? Es liegt im Menschen, dass die Zugehörigkeit zu einer Gruppe ein gewisses Gefühl des „Besserseins“ mit sich bringt. Eine Gruppe entsteht durch einen gemeinsamen Wertekontext. Vereinfacht gesagt verbinden Gruppen sich über Dinge die ihnen wichtig sind.

Klassische Reitkultur bedeutet immer einen fairen, höflichen und wohlgesonnen Umgang mit dem Partner Pferd und mit den Menschen in der Umgebung (Mitglieder der Stallgemeinschaft, Kunden und auch Ausbilderkollegen). Lautes Getöse im Reitstall, wo konzentriert in feiner Harmonie mit dem Pferd gearbeitet werden soll, passt nicht zur klassischen Reitkunst. Am Umgang mit dem Pferd und mit den Menschen lässt sich vieles ablesen im Hinblick auf die jeweilige Grundeinstellung. Schön wäre eine Pferdewelt in der die verschiedenen Reitweisen nebeneinander respektiert und interessiert beobachtet werden. Allen Reitern gemein ist die Liebe zum Pferd. Biomechanisch gibt es nur eine richtige Art Pferde auszubilden. Und hier gibt es in jedem „Lager“ feine Pferdemenschen die einfach schön reiten und wunderbar anzusehen sind. Wünschenswert wäre eine Reiterwelt in der man sich an den positiven Bildern der Anderen erfreut und Anderes versucht zu verstehen sowie durch den Blick über den Tellerrand seinen eigenen Horizont erweitert. –

 

Andrea Lipp,  November 2014