Heute sind Aramis und ich ein großes Stück weitergekommen. Er war zu Beginn in der Längsachse extrem steif und hing so auf den Schultern, dass simples bergauf gehen für ihn schon schmerzhaft war. Zu Beginn sind wir nur schenkelweichend mit dem Kopf in Richtung Bande seitwärts gegangen. An Stellung, um in Richtung des reellen Seitengangs „Konterschulterherein“ zu kommen, war die ersten Wochen gar nicht zu denken. Er war so fest, dass ihm diese reinfache Seitwärtsbewegung regelrecht weh tat.

Als dieser Bewegungsablauf im langsamen Schritt auf beiden Händen gut und entspannt abrufbar war, versuchte ich seine Schulter über meine Schulterdrehung und das Anlegen des äußeren Zügels vom Hufschlag wegzuführen, um ein Schulterherein zu entwickeln. Auf der hohlen linken Seite klappte das sehr gut. Auf der steifen rechten Seite wollte er bei den ersten Versuchen, statt der Schulter, mit der Kruppe nach innen drängen und zeigte sogar kleine Ansätze von Steigen. Solche Reaktionen dürfen Sie absolut niemals als negatives Verhalten deuten. Pferde wollen uns immer gefallen und für Aramis war diese Bewegung biomechanisch unvorstellbar und wahrscheinlich ziepte es auch durch diese geforderte Bewegung irgendwo in der verspannten Muskulatur. Da er so extrem widersetzlich auf der steifen Seite war, habe ich die kleinste Reaktion von Aramis auf meine Schulterdrehung und das Reinführen der Schulter sofort belohnt, ihn überschwänglich gelobt und die Zügel ganz hingegeben. Jeden Tag habe ich dieses Bewegungsmuster ganz kurz abgefragt. Wir sprechen hier tatsächlich über nur 30 cm Schulterherein und er wurde sofort gelobt.

Nun können wir stressfrei auf beiden Händen Konterschulterherein und auch das Schulterherein klappt auf der doofen, steifen Seite schon eine ganze lange Seite. Ich muss gestehen, dass ich bisher noch kein Pferd Korrektur geritten habe, was so extrem fest in der Längsachse war wie Aramis. In der Regel kann man alle Seitengänge im Schritt auf beiden Händen relativ zügig entwickeln. Bei Aramis geht durch die Vorgeschichte alles viel langsamer voran. Er ist ein sehr skeptisches und unsicheres Pferd. Er schnappte beim Satteln, Hufe auskratzen und Aufsteigen. Je unsicherer er war desto mehr zeigte er dieses Verhalten. Beim Reiten legte er zu Anfang immer wieder die Zunge über das Gebiss. All das ist verschwunden mit zunehmenden Vertrauen von seiner Seite. Jedes Pferd braucht Lob aber dieser kleine Camargue-Mann braucht ganz besonders viel positive Bestätigung.

Zu Beginn durfte meine Mitarbeiterin ihm nicht einmal die Hufe auskratzen oder ihn satteln. Er hat  gezielt versucht zu treten beim Hufe auskratzen und beim Satteln ließ er fremde Menschen nicht an sich heran. Dieses Pferd in falschen Händen mit einem Reiter, der sich „über den frechen Bock“ aufregt, wäre der Grundstein für eine schlechte Entwicklung. Aramis hat mit ganz viel Liebe, Lob und konsequentem Dressurreiten Vertrauen gefunden. Er schaut nun fröhlicher wenn er an der Reihe ist, schnaubt bei der Arbeit ab und so langsam werden seine Bewegungen schwingend und geschmeidig.

Heute habe ich dann gewagt, mal Travers anzufragen. Man muss immer gut aufpassen, dass man ihn nicht mit zu viel Neuem überfordert. Und ich war begeistert! Es hat auf beiden Händen geklappt!

Dressur macht Pferde gesund und fröhlich.

Ihre Andrea Lipp

Juli 2018