Durch die Ausbildung sollte Ihr Pferd stolzer, schöner und vor allem rittiger werden. Neben der positiven Entwicklung dieser „Reitpferde-Points“ können Sie aber auch an der Muskulatur und der Körperhaltung Ihres Pferdes erkennen ob Sie auf dem richtigen Weg sind.

Fangen wir an mit den Reiteigenschaften. Zu diesem Punkt möchte ich neben rein reiterlichen Effekten die Sie spüren, auch Ihr Pferd als fühlenden Partner einschließen. Wie geht es ihm bei der Arbeit mit Ihnen?

Sie merken, dass Sie auf dem richtigen Weg sind, wenn…

* Ihr Pferd fleißig am Bein ist und prompt auf den minimalsten Schenkeldruck nach vorne sprudelt ohne davonzurennen.
* Sie Ihr Pferd jederzeit mit feinen Hilfen in ein ruhigeres Tempo zurückführen und es auch zum Schritt oder Halt parieren können.
* Ihr Pferd Ihnen in den Paraden nicht auf die Hand kommt und sich mit weich kauendem Maul selbst trägt.
* Ihr Pferd an Ihre Zügelhand herantritt. Es entzieht sich nicht hinter den Zügel und auch nicht über den Zügel.
* Sie zwischen den verschiedenen Formgebungen variieren können. Im Schritt, Trab und Galopp können Sie zwischen Versammlung und Dehnungshaltung wechseln. Ihr Pferd bleibt im Takt und ist losgelassen.
* Ihr Pferd sich federnd und weich unter Ihnen bewegt. Die Bewegungsenergie sprudelt weich und kontrolliert nach vorne. Die Bewegungen sind fließend und Sie haben ein angenehmens Sitzgefühl.
* Ihr Pferd freudige und strahlende Augen bei der Arbeit hat und gerne mit Ihnen in die Bahn geht.

Sie sind nicht auf dem richtigen Weg, wenn…

* Ihr Pferd nur noch langsam laufen möchte, zäh ist oder permanent davonrennen möchte.
* Ihr Pferd hart auf der Hand liegt.
* Ihr Pferd gar keinen Kontakt zu Ihrer Hand sucht, sich nach oben über den Zügel entzieht, die Oberlinie kurz macht und den Rücken nach unten hängen lässt.
* sich die Bewegungen hart und stoßend oder schlapp und energielos anfühlen.
* Sie nicht mehr aus der Versammlung in das Vorwärts-Abwärts wechseln können. Ihr Pferd bleibt eingerastet in der „versammelten“ Silhouette oder stürmt hektisch davon, wenn Sie den Zügel für die Dehnungshaltung verlängern.
* Ihr Pferd sich von Ihnen wegdreht sobald Sie zu ihm kommen.
* Ihr Pferd einen traurigen Ausdruck bei der Arbeit hat. Beide Partner (Mensch & Pferd) sollten Spaß am Reiten haben.

Schauen wir uns nun die körperlichen Merkmale Ihres Pferdes an.

Sie sind auf dem richtigen Weg, wenn ….

* Ihr Pferd durch die Ausbildung regelrecht körperlich wächst und beginnt zu strahlen.
* sich durch das vermehrte Setzen auf die Hinterhand der Widerist hebt und Ihr Pferd größer wirkt.
* die Schulter breiter durch das Training wird.
* der Halsansatz im unteren Bereich breiter und der ganze Hals in der Oberlinie stärker wird.
* der lange Rückenmuskel gut ausgeprägt ist, die Muskulatur locker ist und der Bereich neben dem Widerrist mit Muskulatur gefüllt ist.
* die Hinterhand Ihres Pferdes gut bemuskelt ist. Sie sieht kugelförmig und schön rund aus.
* Ihr Pferd sich leise und leichtfüßig bewegt und die Bewegungen stets elegant aber auch lebendig aussehen.

Sie sind nicht auf dem richtigen Weg, wenn…

* Ihr Pferd im Widerrist einsackt und von der Seite betrachtet bergab steht.
* wenn Ihr Pferd absolut aufgerichtet ist. Die Oberlinie ist nicht lang, sondern verkürzt.
* sich die Unterhalsmuskulatur vermehrt ausprägt.
* wenn der Rücken nach unten durchhängt.
* sich neben dem Widerrist und entlang der Wirbelsäule Kuhlen bilden und der lange Rückenmuskel sich zurückbildet.
* die Hinterhand kantig aussieht.
* sich nur neben dem Schweif zwei Muskelstränge bilden (Ihr Pferd schiebt zu viel und trägt nicht).
* sich Ihr Pferd laut und stampfend bewegt.
* die Muskulatur hart und fest ist.
* sich hinter den Ganaschen dicke Wülste bilden (zu kurz im Hals und komprimiert über die Hand).

Versuchen Sie Ihr Auge zu schulen und beobachten Sie Pferde in Bewegung und im Stand. Schauen Sie sich Ausdruck von Reiter und Pferd an. Sieht es harmonisch, fein und kunstvoll aus? Der Reiter sollte niemals Kraft aufwenden und einen korrekten, eleganten und lockeren Sitz haben. Beide in der Bahn sollten Spaß haben. Dann ist es richtig.

Andrea Lipp, März 2018