Auch Pferde werden sehr motiviert durch positives Feedback. Es geht ihnen genauso wie uns. Wer freut sich nicht über ein Lob von seinen Mitmenschen wenn wir etwas besonders gut gemacht haben? Lob spornt uns in ganz besonderer Weise an. Bei Ihrem Pferd ist das nicht anders. Macht Ihr Schüler einen Fehler, reagieren Sie bitte nicht. Arbeiten Sie einfach weiter und loben Sie überschwänglich wenn etwas wieder richtig gut geklappt hat. Dieses positive Feedback in Form Ihres Stimmlob erfolgt z.B. für eine prompte Reaktion auf den treibenden Impuls, für die 2g-Backpulver-Verbindung mit weich kauendem Maul oder für das erste Schulterherein. Jeder noch so kleine Schritt in die richtige Richtung muss positiv bestätigt werden. Sie vermitteln Ihrem Pferd damit, dass seine Arbeit gut ist und Sie zufrieden sind.

Schimpfen Sie niemals wenn etwas nicht klappt. Schimpfen verursacht umgehend eine schlechte und auch angespannte Stimmung. Pferde verstehen es nicht, wenn wir in diesen Momenten mit ihnen schimpfen. In der Regel werden sie dann nervös und machen erst recht Fehler. Sie wollen für Ihr Pferd eine positive Arbeitsatmosphäre schaffen. Wir selbst lernen auch in einer positiven, entspannten Umgebung besser. Genauso geht es Ihrem vierbeinigen Schüler.

Das Stimmlob von oben aus dem Sattel oder vom Menschen bei der Arbeit an der Hand ist sehr wertvoll. Bei dieser Art der Ausbildung animieren Sie Ihr Pferd zum aktiven Mitdenken. Anders als bei der physisch dominierenden, auf Kraft basierenden Art der Ausbildung, wird das Pferd partnerschaftlich behandelt. Es sucht aktiv nach dem Weg für das nächste Lob und wird immer motivierter bei der Arbeit. Das Zusammensein mit dem Menschen wird so zu etwas Schönem und Positivem im Tagesablauf.

Achten Sie jedoch bitte gut darauf, dass Sie nicht permanent mit Ihrem Pferd sprechen. Bei dieser Art von Reitern wird das Stimmlob in kürzester Zeit absolut wertlos. Der dauerplappernde Mensch gleicht einer Permanentberieselung, dem dann auch nicht mehr zugehört wird. Das Pferd kann nicht mehr unterscheiden, wann und für was es gelobt wird. Loben Sie kurz und überschwänglich und arbeiten Sie dann still und konsequent weiter.

Neben dem Stimmlob ist auch das Loben durch Berührung sehr wichtig. Ein sanftes Kraulen des Widerrists von oben aus dem Sattel oder ein Streicheln des Halses, wenn wir an der Hand arbeiten. Berührung ist wie für uns Menschen auch für die Pferde ein Zeichen von Zuneigung. Zeigen Sie Ihrem Pferd, dass Sie es mögen und sich über seine Mitarbeit freuen.

Eine weitere, sehr wichtige Form des Lobes ist das Futterlob. Früher war ich vehement dagegen mit Futter zu arbeiten, hatte ich doch große Angst, dass das Pferd zu aufdringlich wird. Wenn Sie klare Regeln im Umgang  mit dem Futterlob befolgen, sollten Sie sich diese Form des Lobes auf keinen Fall entgehen lassen. Wir Menschen arbeiten für unser Gehalt, die Pferde für ihre Kekse. Futter animiert die meisten Pferde ganz enorm. Achten Sie nur gut darauf, dass Ihr Pferd niemals an Ihnen rumsuchen darf und das Futter immer zum Pferd kommt. Das Pferd kommt niemals vons selbst zum Belohnungskeks. Wenn Sie diese Regeln befolgen, lernt Ihr Pferd sehr schnell, dass es Kekse nur für tolle Dinge und konzentrierte Mitarbeit gibt. In seltenen Fällen werden Pferde zu übermotiviert durch das Futter und können sich vor lauter Freude, wann der nächste Keks kommt, nicht mehr auf ihre Aufgabe konzentrieren. Bei diesen Kandidaten sollten Sie mehr über die anderen Lobformen arbeiten und ganz selten mal ein Leckerli spendieren.

Eine weitere Form des Lobes ist die Pause. Hat etwas gut geklappt, geben Sie den Zügel hin und machen Sie eine Schrittpause.

Bauen Sie das Loben ganz bewusst in Ihre Arbeit ein. Ihr Pferd wird es Ihnen danken.

Andrea Lipp, März 2019

Foto: www.studiolamagica.de
Auf dem Foto Berittpferd Hino (PSL)