Vor einigen Tagen sah ich einen Reiter, der auf sein Pferd aufsteigen wollte. Er gurtete nach, der Wallach schnappte nach dem Gurt, schlug mit dem Schweif und trat mit den Hinterbeinen unter den Bauch. Ich wünsche mir, dass mehr Reiter auf die Signale ihrer Pferde achten. Das oben beschriebene Verhalten wird häufig noch als „sich anstellen“ oder möglicherweise auch als „frech sein“ eingeordnet. Pferde sprechen immer mit uns. Das Beispiels des Wallaches ist schon als Aufschrei einzuordnen, dass etwas nicht stimmt. Häufig sind die Signale unserer Pferde wesentlich leiser, aber sie kommunizieren immer. Wie ist der Gesichtsausdruck? Sind die Lippen zusammengekniffen oder kaut das Pferd entspannt? Wie ist das Ohrenspiel? Wie ist die Atmung? Schnaubt mein Pferd während der Arbeit ab oder atmet es hektisch und stoßweise? Pendelt der Schweif locker oder ist er angespannt? Der Schweif als das Ende der Wirbelsäule gibt wichtige Hinweise auf die Lockerheit des Rückens. Es gibt so viele Signale, die leider häufig schlichtweg ignoriert werden. Im beschriebenen Fall sollte der Sattel bezüglich Passform kontrolliert werden, die Ausrüstung (Decke & Gurt) ebenfalls. Auch ein Osteopath muss zu Rate gezogen werden. Die Art des Trainings sollte ebenfalls kritisch hinterfragt werden. Pferde sind so feine, sensible Wesen und sie stellen sich niemals an oder sind frech. Sie wollen uns immer gefallen.
Andrea Lipp, Januar 2014